Wir Hasen leben gefährlich. Als Beutetiere müssen wir immer auf der Hut sein, dass wir nicht den Raubtieren zum Opfer fallen. Wir schlafen deshalb fast nie und sind immer aufmerksam. Nichts entgeht uns.
Eines Tages brach etwas in unser Leben ein, das mich in höchste Alarmbereitschaft versetzte: Am Abend nach dem Passahfest polterte es auf einmal an der Tür. Elf Männer stürzten in großer Eile ins Haus. Fenster wurden verrammelt, ein Tisch vor die Tür geschoben. „Jesus ist tot. Unsere Hoffnung auf ein besseres Leben ist mit ihm gestorben!“ sagte einer. „Wir fürchten uns! Sicher werden sie bald kommen und auch uns holen!“
Wir Hasen sind keine Helden. Als ich dies hörte, fürchtete ich um unser Leben. Was wäre, wenn wir bei einer Hausdurchsuchung ebenfalls entdeckt würden? Ich hielt angestrengt Wache.
Ich konnte die Angst und Mutlosigkeit der Männer riechen. Aber sie hatten nicht nur Angst, sie trauerten unendlich um diesen Jesus, der ihr Anführer gewesen war. Um ihren Schmerz zu lindern, erzählten sie sich Geschichten von ihm: wie er Menschen geheilt hatte, wie er auch ihnen immer wieder erklärt hatte, dass Gott wie ein Vater oder eine Mutter für die Menschen ist, nur ein Gebet weit entfernt. Und wie leicht das Leben in seiner Gegenwart war, wie erfüllt und sinnvoll. Von ihrer großen Hoffnung sprachen sie: Sie nannten es „Reich Gottes“.
Am Morgen des dritten Tages, nach zwei schlaflosen Nächten und vielen Geschichten über Jesus, polterte es plötzlich wieder an der Tür. Wer mochte das sein – so früh? Ich sah die Panik in den Augen der Männer und machte mich bereit zum Aufbruch. Da hörten wir Frauenstimmen: „Jesus lebt! Wir haben es mit eigenen Augen gesehen! Er ist vom Tod auferstanden!“ Die Spannung wich einem ungläubigen Kopfschütteln: Was die Frauen da wieder zusammenfantasierten! Klatsch und Tratsch. Wer sollte das denn ernst nehmen?
Aber einer der Männer, den sie Simon nannten, war immerhin klug genug, um selbst nachzusehen. Er folgte den Frauen und rannte los zum Grab Jesu. Wenn die Frauen vielleicht doch Recht gehabt hatten? Es dauerte nicht lange, da kehrte Simon zurück und bestätigte die Aussagen der Frauen: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Einen Moment war es ganz still. Ich hörte Herzen schlagen.
Und dann brach ein unbeschreiblicher Freudentaumel los. Die Männer lachten und weinten gleichzeitig. Sie fielen sich in die Arme. Alle Ängste und Sorgen waren von ihnen abgefallen. Sie rückten den Tisch bei Seite, öffneten die Fensterläden und ließen die frische Morgenluft herein. Es kam mir vor, als wären wir alle wie tot gewesen und nun wieder lebendig geworden.
Dann rannten sie los, um diese unglaubliche Botschaft weiterzusagen: „Jesus lebt!“ Auch mich hielt nichts mehr in unserem Hasenversteck: Ich hoppelte kreuz und quer über Wiesen und Wege und kann euch sagen: Da gibt es viel zu entdecken. Kommt ihr mit mir?